Vernetzte Maschinen in der Medizin – eine Gefahr?
Bereits 2015 fanden Sicherheitsforscher knapp 70.000 medizinische Geräte mit Sicherheitslücken, unter anderem aus der Nuklearmedizin, Infusionsgeräte, Anästhesie-Equipment und Geräte für bildgebende Verfahren. Die Lücken an medizinischen Geräten bleiben auch bei Cyberkriminellen nicht unentdeckt. Erst im Juli dieses Jahres wurde das Deutsche Rote Kreuz im Saarland und in Rheinland-Pfalz Opfer einer Ransomware-Attacke. Die Erpressersoftware verschlüsselte Datenbanken und Server und legte so das gesamte Netzwerk des DRK-Klinikverbundes lahm. Aus Sicherheitsgründen wurden die Server vom Netz genommen. Die Versorgung der Patienten sei aber zu jeder Zeit gewährleistet gewesen, Patientenaufnahmen und ärztliche Befunde wurden vorerst mit Stift und Papier durchgeführt. Nach einigen Tagen wurden die Server des DRKs wieder in Betrieb genommen. Die Daten konnten aus einem Backup wiederhergestellt werden.
Große Sicherheitslücken in Gesundheitseinrichtungen
Die Sicherheitsmaßnahmen in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen sind im Gegensatz zu denen großer Unternehmen weniger ausgereift. Der Klinikalltag ist hektisch, Computer werden beim Verlassen des Arbeitsplatzes nicht gesperrt, für Software-Updates ist kaum Zeit. Veraltete Geräte und Systeme werden untereinander vernetzt und mit dem Internet verbunden – Sicherheitslücken entstehen an etlichen Stellen. Der Angriff in Neuss zeigt, dass das Haupteinfallstor von Cyberattacken auch hier primär die E-Mail ist. Fehlende Sensibilisierung der Mitarbeiter gibt Angriffen mit schadhaften Anhängen in E-Mails die Möglichkeit, Daten zu verschlüsseln, kopieren oder zu stehlen. Für eine Entschlüsselung fordern die Hacker ein Lösegeld, meist in Form von Kryptowährungen wie Bitcoins. Bei dem Fall des Neusser Krankenhauses konnten die Daten dank eines Backups wiederhergestellt werden und es wurde kein Lösegeld gezahlt, doch die Systeme mussten trotzdem heruntergefahren werden. Trotz des Backups hat der Cyberangriff das Krankenhaus rund eine Million Euro gekostet.
Wie können sich Krankenhäuser schützen?
Das Problem: Cyberkriminelle wählen immer perfidere Vorgehensweisen, um Malware und andere Schadprogramme einzuschleusen. Ein einfaches Anti-Viren-Programm reicht nicht mehr aus, um die gesamte Unternehmens-IT zu schützen. Tiefgehende Filtersysteme mit ausgeklügelten Erkennungsmechanismen, mit denen schadhafte E-Mails frühzeitig erkannt werden, bilden die Grundlage für einen vollwertigen Schutz.
Um die Erfolgsquote von Social Engineering Angriffen wie CEO-Fraud oder Phishing zu verringern, können Krankenhaus-Mitarbeiter in Schulungen zum Thema IT-Sicherheit mehr über die Merkmale schädlicher E-Mails lernen – das verringert das Risiko einer Verbreitung von Malware durch Mitarbeiter und darauffolgende Schäden.
Quellen
- Aerzteblatt. Weltaerztebund warnt vor Cyberattacken auf Gesundheitseinrichtungen [abgerufen am 06.08.2019]
- Handelsblatt. Maschinen in der Medizin [abgerufen am 05.08.2019]
- Handelsblatt.Wenn der Klinikrechner zum Angriffsziel wird [abgerufen am 02.08.2019]
- Hans-Christian Dirscherl.Hacker greifen Krankenhäuser an [abgerufen am 03.08.2019]
- Hauke Gierow. Lebenswichtige medizinische Geräte ungeschützt im Internet [abgerufen am 01.08.2019]
- Heise. Trojaner im OP [abgerufen am 07.08.2019]
- Medizin & Elektronik. Robotik für die Medizin [abgerufen am 02.08.2019]
- Nisarg Desai.Es gibt niemals nur eine Hintertür [abgerufen am 06.08.2019]
- Spiegel Online. Hackerangriff auf Krankenhäuser [abgerufen am 01.08.2019]