header_blog_emailsecurity-jpg-webp-webp

Wiederherstellung verschlüsselter Dateien nach einem Ransomware-Angriff

Home » Blog » Wiederherstellung verschlüsselter Dateien nach einem Ransomware-Angriff

Der Anstieg von Ransomware-Angriffen quer durch alle Branchen ist ein ernstzunehmender Weckruf. Unternehmen müssen sich gezielt darauf vorbereiten, was im Ernstfall zu tun ist. Solche Angriffe verschlüsseln sensible Daten und machen sie unzugänglich. Für die Entschlüsselung fordern die Täter in der Regel hohe Lösegeldsummen.   

Doch es gibt auch Hoffnung: Mit dem zunehmenden Auftreten von Ransomware gehen auch immer mehr sogenannte „White Knights“ an den Start – Experten, die sich auf die Bekämpfung solcher Angriffe spezialisiert haben. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Auswirkungen Ransomware haben kann, welche Möglichkeiten zur Entschlüsselung betroffener Dateien bestehen und wie Sie Ihre Daten zurückerlangen können. Mit den hier vorgestellten Strategien und Praxistipps sind Sie besser gewappnet, um im Ernstfall den Schaden zu begrenzen.  

So funktioniert die Verschlüsselung durch Ransomware  

Ransomware nutzt schädliche Software, um Dateien mithilfe eines Verschlüsselungsalgorithmus zu verschlüsseln. Der benötigte Decryption Key (zu Deutsch: Entschlüsselungsschlüssel) wird dabei einbehalten und dient als Druckmittel. 

  • Einfallstor: In den meisten Fällen gelangt die Ransomware über Phishing-E-Mails, infizierte Softwaredownloads oder durch das Ausnutzen von Schwachstellen in installierter Software ins System. Einmal im Netzwerk angekommen, kann sie sich unkontrolliert ausbreiten, weitere Geräte infizieren und Dateien auf mehreren Systemen verschlüsseln. 
  • Verschlüsselung: Der Verschlüsselungsprozess macht Ihre Dokumente unlesbar und verändert häufig auch die Dateiendung, zum Beispiel von .docx auf ein unbekanntes Format. Diese neuen Endungen sind nicht zufällig, sondern lassen oft Rückschlüsse auf die eingesetzte Ransomware zu. Das kann ein erster Ansatzpunkt für eine spätere Entschlüsselung sein. 
  • Lösegeldforderung: Die Ransomware nutzt in der Regel die Ressourcen des lokalen Geräts zur Verschlüsselung und überträgt den Decryption Key anschließend über das Internet an die Angreifenden. Danach erscheint meist eine Lösegeldforderung auf dem Bildschirm. Nur gegen Zahlung, häufig in Kryptowährung, sollen Betroffene den Schlüssel zurückerhalten. 
  • Wiederherstellung? Ohne den Decryption Key ist eine Wiederherstellung der Daten äußerst schwierig und oft unmöglich. Die Daten werden somit faktisch als Geisel genommen. Selbst jemand mit „besonderen Fähigkeiten“ wie Liam Neeson hätte es schwer, diesen Schlüssel aufzuspüren und zurückzuholen.  

Praxisbeispiel: Ransomware-Angriff auf Kawasaki 

Wie schwerwiegend ein solcher Angriff ein Unternehmen treffen kann, zeigt der Vorfall bei Kawasaki Motors Europe. Der Konzern wurde Ziel eines Ransomware-Angriffs, der zu weitreichenden Serviceunterbrechungen führte. Die hinter dem Angriff stehende Gruppe mit dem Namen RansomHub drohte damit, gestohlene Daten zu veröffentlichen, sollte keine Lösegeldzahlung erfolgen. 

Am 5. September 2024 veröffentlichte die Gruppe Unternehmensdaten auf einem Erpressungsportal im Darknet. Laut eigenen Angaben entwendeten sie dabei 487 GB an Daten von Kawasaki.  

Warum ein Backup-Plan unverzichtbar ist  

Die oben beschriebene Verschlüsselungsmethode und die aktuellen Beispiele verdeutlichen, wie wichtig eine starke Cybersicherheitsstrategie und regelmäßige Backups sind, um die Auswirkungen eines Ransomware-Angriffs zu minimieren. Wenn aktuelle und intakte Datensicherungen vorhanden sind, lassen sich Systeme wiederherstellen und der Geschäftsbetrieb aufnehmen, ohne auf die Forderungen der Angreifer eingehen zu müssen. 

Dabei sollte der Aufwand nicht unterschätzt werden. Selbst mit zuverlässigen Backups, die von den Angreifern weder gelöscht noch manipuliert wurden, ist die Wiederherstellung ganzer Netzwerke und Server eine komplexe Aufgabe. Viele Unternehmen haben diesen Prozess noch nie unter realen Bedingungen und in großem Umfang durchgespielt.   

Wie man Ransomware-Varianten und ihre Symptome erkennt  

Die frühzeitige Identifikation der konkreten Ransomware-Variante und ihrer Symptome ist entscheidend für eine wirksame Reaktion und Schadensbegrenzung. Die folgenden Hinweise und Maßnahmen helfen Ihnen dabei, die Art der Ransomware zu erkennen:  

  • Lösegeldforderung: Ein deutliches Anzeichen für eine Ransomware-Infektion ist das Auftauchen einer Lösegeldforderung. Darin stehen in der Regel Anweisungen zur Kontaktaufnahme mit den Angreifern sowie zur Zahlungsabwicklung. Oft enthält sie auch Hinweise auf die verwendete Ransomware-Variante. Die Forderung kann als Textdatei, Bild, Webseite oder als Popup erscheinen.  
  • Dateiendungen: Ransomware verändert häufig die Dateiendungen verschlüsselter Dateien. Typische Endungen sind zum Beispiel .locked, .encrypted oder spezifische Erweiterungen, die auf eine bestimmte Variante hindeuten. Diese Informationen können bei der Identifikation der Schadsoftware helfen.  
  • Verschlüsselungsmethode: Je nach Variante kommen unterschiedliche Verschlüsselungsverfahren zum Einsatz. Die Analyse des verwendeten Algorithmus (z. B. AES oder RSA) kann Rückschlüsse auf den Ransomware-Typ geben. Oft finden sich entsprechende Angaben in der Lösegeldforderung oder sie lassen sich durch forensische Untersuchung ermitteln.  
  • Systemverhalten: Auffälliges Verhalten der Systeme kann ein Hinweis auf eine Infektion sein, zum Beispiel:  
  • Deutlich verlangsamte Performance oder fehlende Reaktionsfähigkeit. 
  • Kein Zugriff mehr auf bestimmte Dateien oder Anwendungen. 
  • Wiederholte Systemabstürze oder Neustarts. 
  • Netzwerkverkehr: Auch die Analyse des Netzwerkverkehrs kann Hinweise liefern. Auffällige ausgehende Verbindungen zu bekannten schädlichen IP-Adressen oder Domains sind ein klares Warnsignal. Der Einsatz einer EDR-Lösung auf allen Endpoints kann dabei helfen, infizierte Geräte zu isolieren und die Ausbreitung einzudämmen.  
  • Dateiänderungen: Ransomware verändert oder löscht möglicherweise Systemdateien, Protokolle oder Backups. Achten Sie auf unerwartete Veränderungen bei Dateigrößen, Zeitstempeln oder Speicherorten. Besonders auffällig sind Datumsangaben aus den 1980er- oder 1900er-Jahren, die in der Praxis nicht möglich sind.  
  • Sicherheitswarnungen: Sicherheitssoftware kann Hinweise auf eine laufende Ransomware-Infektion geben. Nehmen Sie Warnmeldungen von Antivirus-Programmen, Intrusion Detection Systemen oder anderen Security-Tools ernst. Die Kombination aus SIEM, EDR-Lösung und einem angebundenen SOC-Service ermöglicht eine wirksame Überwachung und proaktive Reaktion.  
  • Benutzermeldungen: Meldungen von Mitarbeitenden über nicht zugängliche Dateien, plötzlich auftauchende Lösegeldforderungen oder seltsames Systemverhalten sind ebenfalls wichtige Indikatoren. Lösungen zur Analyse der Digital Employee Experience (DEX) sowie Endpoint-Analyse-Tools helfen dabei, diese Rückmeldungen systematisch auszuwerten und mit Messwerten auf den Endpunkten abzugleichen.  

Wenn Sie diese Anzeichen sorgfältig untersuchen, können Sie die eingesetzte Ransomware-Variante identifizieren und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Im nächsten Schritt prüfen Sie, ob es ein bekanntes Entschlüsselungstool für die Variante gibt und setzen Ihren Incident- bzw. Ransomware-Response-Plan um.   

Kostenlose Entschlüsselungstools für Ransomware 

Die Entschlüsselung von durch Ransomware verschlüsselten Dateien ist ein komplexer Prozess, der technisches Know-how, strategische Vorbereitung und schnelles Handeln erfordert. Wer die Funktionsweise von Ransomware versteht, einen durchdachten Response-Plan aufgestellt hat und proaktiv in Cybersicherheit investiert, kann die Auswirkungen eines Angriffs erheblich reduzieren. 

Cybersecurity Report 2025

Cybersecurity Report 2025

Eine detaillierte Analyse der Microsoft 365-Bedrohungslandschaft basierend auf Erkenntnissen aus 55,6 Milliarden E-Mails.

Im Folgenden finden Sie einige kostenlose Tools, die Ihnen im Ernstfall bei der Entschlüsselung verschlüsselter Daten helfen können: 

  • No More Ransom: Eine gemeinsame Initiative von Strafverfolgungsbehörden und IT-Sicherheitsunternehmen, die Betroffenen hilft, verschlüsselte Daten wiederherzustellen, ohne Lösegeld zahlen zu müssen.  
  • Kaspersky Rakhni Decryptor: Ein von Kaspersky Lab entwickeltes Tool, das Dateien entschlüsseln kann, die durch bestimmte Ransomware-Varianten verschlüsselt wurden.  
  • Emsisoft Decryptors: Emsisoft stellt eine Vielzahl kostenloser Entschlüsselungstools für unterschiedliche Ransomware-Typen zur Verfügung.  
  • Trend Micro Ransomware File Decryptor: Ein kostenloses Tool von Trend Micro, das Dateien entschlüsseln kann, die von bestimmten Ransomware-Familien betroffen sind.  
  • Avast Ransomware Decryption Tools: Avast bietet spezielle Tools zur Entschlüsselung von Ransomware, die auf Microsoft-Windows-Systeme abzielt.  
  • AVG Tools: AVG stellt kostenlose Entschlüsselungstools für verschiedene Ransomware-Arten bereit.  

Der wichtigste Aspekt im Umgang mit Ransomware ist es, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, was aktuelle Bedrohungen in der Cybersecurity-Community betrifft. Reaktions- und Notfallpläne sollten regelmäßig getestet und angepasst werden, genau wie die Maßnahmen zur Risikominimierung, um sensible Daten bestmöglich zu schützen. 


Bleiben Sie Cyberbedrohungen immer einen Schritt voraus: Jetzt starten! 

Schützen Sie Ihr Unternehmen vor sich ständig weiterentwickelnden Cyberbedrohungen mit Hornetsecuritys Advanced Threat Protection. Bleiben Sie Angriffen einen Schritt voraus, sichern Sie Ihre Daten und sorgen Sie für langfristige Sicherheit. Fordern Sie noch heute weitere Informationen an und schützen Sie Ihre E-Mail-Umgebung effektiv. 

Advanced Threat Protection icon

Fazit 

Falls sich verschlüsselte Dateien nicht entschlüsseln lassen, bleibt nur der Weg über die Wiederherstellung mithilfe vorhandener Backups. Auch wenn wir hoffen, nie in diese Situation zu geraten, ist es entscheidend, dass Ihr Ransomware-Response-Plan und Ihre Schutzmaßnahmen aktuell und einsatzbereit sind.  

Bleiben Sie auf dem Laufenden und besuchen Sie jetzt unseren Hornetsecurity Blog für aktuelle Artikel und Best Practices. 

Häufig gestellte Fragen

Ist es möglich, durch Ransomware verschlüsselte Dateien zu entschlüsseln? 

Die Entschlüsselung solcher Dateien ist oft sehr schwierig. Ransomware nutzt in der Regel starke Verschlüsselungsalgorithmen, was eine Entschlüsselung ohne den Schlüssel der Angreifenden nahezu unmöglich macht. 

Wie kann ich eine verschlüsselte Datei entschlüsseln? 

Die Entschlüsselung hängt stark von der eingesetzten Ransomware-Variante ab. Der erste Schritt ist die Identifikation der Ransomware. Danach kann geprüft werden, ob ein passendes Entschlüsselungstool existiert. Falls kein Tool verfügbar ist, bleiben meist nur Methoden zur Datenwiederherstellung, etwa über Backups. 

Ist es möglich, verschlüsselte Daten zu entschlüsseln? 

Ja, grundsätzlich ist es möglich, verschlüsselte Daten wieder zu entschlüsseln. Voraussetzung dafür ist jedoch der passende Decryption Key oder ein geeignetes Tool. Wenn beides fehlt, ist eine Wiederherstellung der Daten in vielen Fällen nicht möglich. Die Verschlüsselung schützt Daten vor unbefugtem Zugriff, während die Entschlüsselung die ursprüngliche Form wiederherstellt. 

Gibt es Tools zur Entschlüsselung von Ransomware? 

Ja, es gibt einige kostenlose Entschlüsselungstools, darunter No More Ransom, Kaspersky RakhniDecryptor, Emsisoft Decryptor und Trend Micro Ransomware File Decryptor. Diese Tools funktionieren in bestimmten Fällen, ihre Wirksamkeit hängt jedoch stark von der jeweiligen Ransomware-Variante ab. Deshalb sind umfassende Cybersicherheitsmaßnahmen und regelmäßige Backups unerlässlich, um im Ernstfall vorbereitet zu sein. 

Dies könnte Sie auch interessieren